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Es ist die Zeit zwischen den Jahren – die Tage nach Weihnachten und um den Jahreswechsel herum. Diese Zeit trägt eine ganz besondere Energie in sich, finde ich. Eine besondere Stille liegt in der Luft. Und vielleicht nimmst Du das ähnlich wahr – trotz der Rückkehr in den Alltag nach den Feiertagen. Denn während diese oft von intensivem Trubel, Begegnungen und Feierlichkeiten geprägt sind, öffnet sich jetzt der Raum dazwischen. Das Alte neigt sich schon sehr spürbar dem Ende zu und das Neue ist noch nicht ganz da.
Diese Phase, die eigentlich schon an Heilig Abend oder früher beginnt, wird auch als Zeit der Rauhnächte bezeichnet. In vielen Traditionen gilt sie als eine Schwellenzeit, in der die Grenzen zur geistigen Welt durchlässiger sind. Viele Menschen nutzen diese Tage bewusst, um zurückzublicken, Altes loszulassen und sich auf eine neue Ausrichtung einzustimmen.
Der Zwischenraum: Ein Tor zur Formlosigkeit
So, wie zwischen zwei Atemzügen, tut sich hier eine Art Lücke, ein Raum, auf. Der stille Raum zwischen zwei Zyklen – zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Bekanntem und Unbekanntem. Ein Portal, das uns einlädt, von der Welt der Formen in die Welt der Formlosigkeit einzutauchen. Alle unsere Gedanken, Gefühle, Erinnerungen, Pläne und sogar unsere Widerstände sind Formen – sie nehmen Raum in uns ein, sind wahrnehmbar und erfahrbar. Doch all diese Formen existieren nur, weil es einen noch weiteren, sogar grenzenlosen Raum gibt, in dem sie erscheinen können. Ebenso wie ein Ton erst in der Stille wahrgenommen werden kann. In dieser Lücke, diesem Raum, liegt ein besonderes Potenzial: ein Zugang zur Stille, die uns trägt und verbindet.
Diese Stille ist mehr als nur die Abwesenheit von Geräuschen. Sie ist reines Sein, ein formloser Zustand, in dem sich alles auflöst und neu entstehen kann. In ihr liegt eine besondere Kraft – eine Quelle der Lebendigkeit, Klarheit, der Ruhe und des Neubeginns.
Es gibt viele Möglichkeiten, dieses Tor wahrzunehmen und sich auf die Stille, die alles umgibt und ebenso in allem ist, einzulassen.
Atishas Herzmeditation: Ein Schlüssel zur Stille
Eine wunderschöne Übung bzw. Meditation ist „Atishas Herzmeditation“. Sie hat ihren Ursprung im tibetischen Buddhismus und ist, gemäß den Überlieferungen, ein Geschenk der mitfühlenden Göttin Tara an den buddhistischen Mönch Atisha. Ich habe sie bei Chameli Ardagh kennengelernt und praktiziere und leite sie regelmäßig und gerne an. Selbst im Alltag, im Auto, an der Supermarktkasse, im Businessmeeting, beim Familientreffen, quasi immer und überall „funktioniert“ sie und kann mit etwas Praxis dieses Tor zur Dimension der Formlosigkeit, in die Stille, eröffnen.
Anleitung – Atishas Herzmeditation
Nimm Dir, falls Du diese Meditation erstmalig bzw. anfänglich machst, ca. 15 Minuten Zeit, in der Du nicht abgelenkt bist und ruhig und entspannt sitzen kannst.
- Spüre Deine natürliche Atmung ein- und ausströmen.
- Richte Deine Aufmerksamkeit auf Dein energetisches Herz. Kannst Du hier ein leuchtendes Portal, ein weit offenes Fenster oder Tor wahrnehmen? Das ist das Portal, das die Welt der Formen und die Dimension der Formlosigkeit verbindet.
- Nimm nun wahr, wie Dein Atem, während er Deinen Körper mit Sauerstoff und Leben versorgt, gleichzeitig mit jedem Einatmen durch das Portal in die Dimension der Formlosigkeit fließt – ganz natürlich – und mit jedem Ausatmen zurückkehrt in die Welt der Formen.
- Du kannst jetzt nach und nach alles, was Du in Dir und um Dich herum wahrnimmst, mit dem Atem in die Dimension der Formlosigkeit – in die Stille – fließen, sich dort auflösen, klären, aufladen, entspannen, erneuern lassen und ausatmend zurückkehren lassen. So, wie es war und doch ganz neu.
- Beginne mit dem, was Du in Deinem Körper wahrnimmst, mit den unterschiedlichen Sensationen. Wende Dich dann den Gedanken zu, dann den Emotionen und Gefühlen, die gerade da sind. Dann kannst Du Deine gesamte Form in die Stille, die Dimension der Formlosigkeit hinein atmen und ausatmend zurückfließen lassen. Du kannst Menschen, die Dir nah und wichtig sind, mit hinein nehmen, auch Tiere, den Raum, in dem Du gerade bist, die Wohnung, das Haus, den Ort, das Land … Sogar der gesamte Planet und das Universum selbst finden Platz in der stillen unendlichen Weite der Dimension der Formlosigkeit.
- Kehre dann wieder zurück, spüre Deinen Körper – auf der Unterlage, in dem Raum, werde Dir wieder ganz Deiner Anwesenheit im Hier und Jetzt bewusst und kehre achtsam und in Ruhe wieder in Dein Alltagsbewusstsein zurück.
Mit etwas Übung kannst Du jede Situation, jedes Gefühl, jedes Erleben in jedem Moment durch Dein Herzportal in den stillen Raum jenseits aller Formen atmen, sich klären, Spannung rausnehmen, aufladen, erfrischen und erneuern lassen.
Und schreib mir gerne, was Du damit für Erfahrungen machst. Ich persönlich empfinde die Meditation als sehr wirkungsvoll für mehr Mitgefühl – auch mit mir selbst – und inneren Frieden.
Eine Einladung zur Stille
Die Zeit zwischen den Jahren schenkt uns die Möglichkeit, Stille nicht nur im Außen, sondern auch in uns selbst zu entdecken. Vielleicht findest Du einen Moment, um in diesen besonderen Zwischenraum einzutauchen – als Quelle von Ruhe, Klarheit und Erneuerung.
Ob durch die Herzmeditation oder andere Praktiken – sie können Dir helfen, Dich immer wieder mit dieser inneren Weite zu verbinden, mitten im Alltag, in herausfordernden Momenten oder einfach, um Dein Sein bewusster und freudvoller zu erleben.
Wenn Du tiefer in diesen Prozess eintauchen möchtest und Dir Begleitung auf Deinem Weg wünschst, stehe ich Dir mit meinen Coaching-Angeboten zur Seite. Lass uns gemeinsam die Stille erkunden, und wie Du in Verbundenheit damit Dein volles Potenzial entfalten kannst.